Bereits längere Zeit überlege ich nun, wie ich meine Beweggründe und Gedanken formulieren kann, ohne dabei provokant oder überheblich zu wirken. Ich habe verschiedene Texte geschrieben, wieder gelöscht und hatte eine Erkenntnis. Ich kann es nicht! Also höre ich auf, damit es zu versuchen und lasse mich zukünftig an meinen provokanten Worten und meinen eigenen Taten messen.
Aber fangen wir vorne an. Mein Name ist Holger Schmermbeck und Menschen, die mich (online) kennen, werden sich vermutlich wundern, dass ich versucht habe, nicht provokant zu sein. Ich sage (sehr häufig), was ich denke und werde sicher oft von Menschen als arrogant wahrgenommen. Denn für gewöhnlich beginne ich Diskussionen nur, wenn ich mir sicher bin, dass ich gute Argumente habe oder es besser kann, wenn ich etwas kritisiere.
Außerdem bin ich Erste-Hilfe-Ausbilder aus Überzeugung. Angefangen im Ehrenamt, bin ich aus verschiedenen Gründen recht schnell in die Freiberuflichkeit gewechselt und seit einigen Jahren hiermit hauptberuflich selbstständig. Zudem bin ich seit einigen Jahren ermächtigte Stelle. Und damit kommen wir auch bereits zu Pudels Kern.
Denn spätestens mit der eigenen Ermächtigung kam die Frage nach einer Kursverwaltungssoftware und damit auch sehr schnell die Ernüchterung Enttäuschung. Es gibt (meiner Meinung nach) aktuell keine brauchbare Kursverwaltung für Erste-Hilfe-Kurse. Die spezialisierten Lösungen (drei an der Zahl) sind unzureichend, bleiben weit hinter dem technisch möglichen, um nicht zu sagen technisch notwendigen zurück. Und dennoch werden diese Produkte als die Lösung (für viel Geld) vermarktet.
Die Gründe, dass es dennoch funktioniert, sind recht einfach. Es gibt nichts Besseres, denn der Markt ist zu klein und speziell. Mit Stand heute (03.01.2023) gibt es 1.753 ermächtigte Stellen, wobei 42 Stellen auf die öffentliche Verwaltung (Kennziffer 6.XXXX), 68 Stellen auf Großunternehmen (Kennziffer 7.XXXX) und 842 Stellen auf private Anbieter (Kennziffer 8.XXXX) entfallen. Quelle: https://www.bq-qseh.de
Dabei scheinen die Johanniter ein bundesweit einheitliches Buchungsportal einzusetzen, womit 71 Stellen mit der Kennziffer 4.XXXX entfallen. Gleiches scheint für die Malteser und deren 39 Stellen mit der Kennziffer 5.XXXX zu gelten. Beim ASB mit 128 Stellen unter der Kennziffer 1.XXXX scheint zum Teil eine Eigenentwicklung des ASB eingesetzt zu werden. Bei der DLRG und Ihren 86 Stellen unter der 2.XXXX ist es mir nicht möglich gewesen, bei Stichproben überhaupt ein funktionierendes Kursbuchungssystem zu finden.
Ziehen wir also diese Organisationen und 50 % der Stellen des ASB ab, bleiben rund 1.500 Stellen und damit rund 1.500 potenzielle Kunden übrig. (Ja, es gibt noch Ermächtigungen nach FEV usw., aber lassen wir das mal außen vor.)
1.500 Kunden maximal sind schwerlich eine Zielgruppe, für die es sich lohnt, eine angepasste Softwarelösung zu schreiben.
Eine angepasste Softwarelösung in Auftrag zu geben würde gemäß verschiedenen Schätzungen 25.000 - 35.000 € kosten, womit nur Entwicklung und keine Wartung, Updates, Weiterentwicklung und nicht einmal der Betrieb selbst abgedeckt ist. Und dabei wären vermutlich nur die Basics enthalten. Wirtschaftlich also kaum reizvoll, was zur beschriebenen Situation von drei Anbietern führt.
LEO ist sicher die unbekannteste Lösung. Eingesetzt wird diese Software meines Wissens überwiegend durch DRK-Gliederungen. Es gibt eine kostenfreie 60-Tage-Demoversion, die direkt auf der Seite heruntergeladen werden kann. Als minimale Systemvoraussetzungen wird Windows XP mit 512 MB Arbeitsspeicher angegeben. (Windows XP wurde 2001 veröffentlicht und wurde spätestens 2014 offiziell eingestellt, war aber da bereits lange veraltet.) Aktuelle Windows Systeme (auch 64bit) sollen jedoch ebenso funktionieren.
Zu den Kosten findet man nur, dass man einen Softwaremietvertrag abschließen muss, in welchem dann auch Updates und Support enthalten sei, solange man eben dafür zahlt.
Für die Kursbuchung muss man offensichtlich Daten aus dem Programm an den Anbieter übertragen, damit über kurs-anmeldung.de dann die Buchung durch Teilnehmende erfolgen kann. Unter dem Punkt Datenschutz erklärt das Unternehmen dabei, dass die Daten verschlüsselt gespeichert und übertragen würden. Ausgehend davon, dass diese Daten erst durch Labitzke verschlüsselt werden, fühlt sich dies ein wenig nach Augenwischerei an.
Es gibt einen Changelog der zeigt, dass die aktuelle Version 4.6.3 vom 29.10.2021 ist. (Gut, dass man für die Updates zumindest regelmäßig zahlt…)
Das letzte Mal, dass ich freiwillig Windows genutzt habe, dürfte zu Zeiten von Windows XP gewesen sein, als dieses noch ein aktuelles Betriebssystem war. Ein Test war daher nicht möglich und die Software bereits damit disqualifiziert.
Bekannter dürfte Semplan sein. Dies wird ausschließlich als Software-as-a-Service (SaaS) angeboten, läuft also im Browser und damit Betriebssystem unabhängig. Und man findet auf der Seite direkt Preise. Dabei geht es los mit einmaligen Einrichtungskosten (zzgl. MwSt.) ab 490 €. Dies bedeutet, dass man rund 600 € brutto (und evtl. noch mehr) dafür bezahlt, dass der Anbieter seine eigene Software auf seinen eigenen Servern einrichtet. Ein Vorgang, der absolut automatisiert ablaufen sollte. Das ist schon extrem unverschämt sportlich. Aber auch hier funktioniert offensichtlich das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Für bis zu 360 Veranstaltungen / Jahr werden 410 € netto und bis 900 Veranstaltungen / Jahr 785 € netto fällig, womit man auf rund 40 € / Monat brutto kommt. Ein Preis, der vermutlich akzeptabel wäre. Allerdings werden Standardfunktionen als zusätzliche Module angeboten. SMS zur Erinnerung von Kursteilnehmern, elektronische Teilnahmebescheinigungen, Traineranfragen, Multipreise (mehr als ein Preis für eine Veranstaltung z. B. Selbstzahler und BG Abrechnung), die Möglichkeit, Zusatzleistungen anzubieten, eine API-Schnittstelle, die PayPal-Integration und die digitale Teilnehmerdatenerfassung kosten jeweils zwischen 30 - 90 € netto / Jahr, wobei die API-Schnittstelle mit 468 € netto zu Buche schlägt. 556,02 € zu zahlen, damit man auf die eigenen Teilnehmerdaten automatisiert zugreifen kann, wobei man ohnehin mindestens 487,90 € / Jahr zahlt, nachdem man rund 600 € Eintritt gezahlt hat. (Hat man mehr als 365 Kurse im Jahr, zahlt man bereits für das System 934,15 € jährlich und die API-Schnittstelle wird quasi noch wichtiger.) Preise für die digitale Teilnehmererfassung gibt es dabei jedoch nur auf Anfrage.
Das muss man sich leisten können (und wollen). Ein kostenloses Testsystem oder auch eine persönliche Live-Demo gibt es dafür ebenso nur auf Anfrage. Dem Anbieter erst mal E-Mail-Adresse und Telefonnummer geben und ein Verkaufsgespräch führen zu müssen, um eine bestehende Software testen zu dürfen, fühlt sich für mich sehr befremdlich an, kann jedoch auch persönliche Befindlichkeit sein.
Auf den Bildern, die man auf der Seite sehen kann, wirkt das System, als wäre es vor einigen Jahren eben geschrieben und designt worden und würde seitdem eben laufen. Eine Versionsnummer oder gar einen Changelog habe ich vergeblich gesucht. Die Homepage ist allerdings Copyright 2017 und die Screenshots ebenfalls aus 2016 / 2017.
Die externe Kursbuchung läuft über die Domains semplan20.de und semplan21.de, was darauf hindeutet, dass dies zwei verschiedene Server sind, auf denen die Kundendaten jeweils liegen. Beim Versuch mit dem Handy passte teilweise der Text nicht auf den Bildschirm und wurde nicht korrekt angepasst. Eine Sache, die insbesondere bei den aufgerufenen Preisen nicht passieren darf.
Funfact: einige der unter Referenzen aufgeführten Seiten nutzen offensichtlich nicht einmal mehr Semplan. (Beim HiOrg-Server ist dieses Phänomen jedoch auch zu beobachten.)
Unterm Strich bleibt der Eindruck einer Software, die irgendwann geschrieben wurde und mit der man weiterhin (viel) Geld verdient, weil sie eben da ist. Bei (kurzen) Einblicken über das Live-System eines Freundes wirkte die Optik auf mich starr und veraltet, während die Bedienung überladen, komplex und anstrengend wirkte.
Wenn ich Stunden oder Tage brauche, um mich mit der grundlegenden Bedienung vertraut zu machen, besteht vermutlich Optimierungsbedarf der Oberfläche. Hier hat der Anbieter sich jedoch entschieden, für die 600 € Einrichtungspauschale eine telefonische, ca. 30-minütige Systemeinführung zu inkludieren. Optional gibt es individuelle Anwenderschulungen ab 480 € zzgl. Fahrtkosten (0,60 €/km) netto.
Auf mich wirkt dies, als müssten die Kund*innen dafür bezahlen, dass der Anbieter sich die Arbeit gespart hat, ein intuitiv benutzbares System und eine brauchbare Dokumentation zu schreiben.
In Kritik von Nutzer*innen habe ich bereits häufiger gehört, dass in der Oberfläche für die Kursbuchung die Anrede nur die binäre Auswahl Mann / Frau besteht. Dies sei bereits mehrfach beim Anbieter kritisiert, bis dato jedoch nicht angepasst worden. (Gleiche Kritik gilt auch für LEO und den HiOrg-Server!)
Nun kann man über das Gendern unterschiedlicher Meinung sein. Nachdem aber selbst der deutsche Gesetzgeber eingesehen hat, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt, sollte man diesem Umstand Rechnung tragen, spätestens, wenn zahlende Kund*innen darauf hinweisen. Und sei es nur, um dem Vorwurf der Diskriminierung zu entgehen.
Die Bekannteste der drei Lösungen ist sicher der HiOrg-Server. Hierbei ist der Name (leider) Programm.
Was 2002 als Hilfsmittel für den eigenen Ortsverein gedacht war, hat sich inzwischen zum Marktführer im Bereich digitaler Mitarbeiterportale für Hilfsorganisationen entwickelt
heißt es auf der Seite stolz. Damit ist auch gleich klar, dass die Prioritäten in der Verwaltung von Bereitschaften und anderen Gliederungen von Hilfsorganisationen liegen. Das Kurse-Angebot kam erst später dazu, weil es eben kaum Konkurrenz gibt.
Für mich wirkt es, als wäre man aus Versehen erfolgreich und der Kurse-Bereich das ungeliebte Stiefkind, von dessen Geld man aber profitieren will.
Angeboten wird die Software ebenfalls als SaaS. Es gibt eine 2-monatige, kostenfreie Testphase, die unkompliziert über die Webseite gebucht werden kann. Danach kostet es 38,90 € /Monat brutto ohne Einrichtungsgebühr. Der HiOrg-Server Pro, welcher für die Hilfsorganisationen gedacht ist, kostet hingegen nur 9,90 € / Monat brutto. Bei mehr als 50 Mitgliedern oder 10 Gruppen werden noch einmal 10 € / Monat für 50 weitere Mitglieder und 4 Gruppen fällig.
Mitglieder sind in diesem Fall z. B. Ausbilder*innen. Jedoch ist die Zielgruppe eben eine andere, auch wenn die Kurskund*innen das Vierfache zahlen.
Eine Versionsnummer oder Ähnliches gibt es nicht. Dafür ein Forum, in dem verschiedene Kund*innen immer wieder davon berichten, dass Dinge plötzlich nicht mehr funktionieren, offensichtlich weil irgendwelche (unzureichend getesteten) Updates ohne Information und für alle eingespielt wurden. Es gibt seit Jahren die Möglichkeit automatisierter Tests in wirklich jeder denkbaren Art und Weise… (siehe hierzu TDD) Dass eine Software dieser Größe und Komplexität automatisierte Tests offensichtlich nicht (ausreichend) einsetzt, sagt viel über die Arbeitsweise und vermutlich den Code dahinter. Wenn ich es richtig sehe, gibt es auch keine Trennung der Kundendaten, sondern es liegen alle Daten in einer Datenbank und den jeweiligen Kund*innen wird (hoffentlich) nur angezeigt, was sie sehen dürfen.
Es ist scheinbar möglich, ein BackUp der eigenen Daten herunterzuladen. Nur ist dieses verschlüsselt und ausschließlich dazu gedacht, dass man dieses dem Support übersenden kann, damit dieser es wieder einspielt. (Ja, der Anbieter geht augenscheinlich davon aus, dass die Kund*innen selbst für die notwendigen (Langzeit-)Backups sorgen… Weil Datensicherheit schreibe man dort ja groß.) Bei Nachfragen im Forum hieß es dazu, dass die Verschlüsselung aus Sicherheitsgründen der Fall sei, damit niemand die Datenbankstruktur analysieren kann und die Funktion dazu gedacht sei, dass Kund*innen die BackUps länger speichern können als HiOrg-Server dies dürfe. Security by obscurity ist dabei mehr als fragwürdig. Insbesondere da man durch die Kenntnis der Datenbankstruktur keine Vorteile hätte, solange man keinen Zugriff auf die Datenbank selbst hat. Und hat man diesen Zugriff, kann man auch die Struktur auslesen.
Auf mich wirkt dies eher, als wollte der Anbieter die Kundendaten eben bei und für sich behalten, damit man den Dienst auch weiterhin bezahlen muss. Gleichzeitig scheint man aber nicht bereit zu sein, die BackUps länger als 30 Tage aufzubewahren und schiebt hier die Verantwortung auf die zahlenden Kund*innen ab, denen man dennoch verspricht, das jonglieren abzunehmen.
Erinnert mich bitte jemand daran, dass wir am 31.03. (dem World Backup Day) mal darüber sprechen wie häufig Ihr privat und im Unternehmen BackUps für (kritische) Daten erstellt? ;-)
Freunde lassen Freunde nicht ohne Backup steh’n.
In einem Kunden-Internen-Bereich können Verbesserungsvorschläge gemacht werden, die dann dort von allen Kund*innen mit Punkten bewertet werden können. Je mehr Punkte, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass diese Funktion umgesetzt wird. Nur gibt es eben deutlich mehr Pro Kund*innen (die auch nur 1/4 des Preises zahlen müssen), die selbstverständlich eher für Funktionen stimmen, die sie benötigen, denn die Punkte, die man vergeben kann, sind begrenzt.
Dies führt dazu, dass (sinnvolle) Vorschläge für den Kurse-Bereich teilweise 10 Jahre und älter sind. Dafür feiert sich HiOrg-Server aber um so mehr, wenn diese doch irgendwann umgesetzt werden. (Hat jemand böse Stiefmutter gesagt?!)
Ein Changelog gibt es nicht (wirklich). Dafür findet sich im Kunden-Internen-Bereich bei den Vorschlägen eine Liste, was zuletzt geändert wurde, wobei dies erschreckend oft Bugfixes sind. (Vielleicht einer der Gründe, wieso man über Technik Internes lieber schweigt…)
Von der Bedienung her empfinde ich es als komplett überladen, wobei die meisten Funktionen für die Kursverwaltung vollkommen überflüssig sind. Oder wie viele Betriebe haben die Notwendigkeit, dass Ihre Mitarbeitenden z. B. sämtliche Kleidergrößen im System hinterlegen? Hier spürt man eben wieder deutlich, dass die Kurse nur ein notwendiges Übel sind, mit dem man gutes Geld einnehmen kann.
Die Buchung der eigenen Kurse erfolgt auch hier über die Seiten des HiOrg-Servers, wobei ich die Optik mehr als veraltet empfinde.
Alternativ gibt es (theoretisch) andere Anbieter für Kursverwaltungssoftware. Diese sind jedoch nicht auf Erste-Hilfe-Kurse spezialisiert und dürften daher Eigenheiten wie die automatische Kursmeldung bei der QSEH nicht unterstützen. Oft sieht man auch Eigenlösungen, die grundlegende Funktionen vermutlich ebenso nicht haben, weshalb diese Alternativen (viel) Handarbeit erfordern dürften.
Neben der zumeist veralteten / schlechten Optik, schlechter mobiler Anpassung, fehlenden Funktionen wie z. B. einer Umkreissuche oder anderen Standards wie der einfachen Integration der Widerrufsbelehrung ist jedoch ein Hauptgrund meiner Kritik das ausschließliche Software-as-a-Service Angebot und die damit einhergehende Datenhoheit der Anbieter über meine Kundendaten.
Denn bei allen Angeboten muss ich dem jeweiligen Anbieter alle meine Kundendaten (und damit einen elementaren Teil meiner Geschäftsgrundlage) überlassen. Und natürlich versichert mir der Anbieter, dass er das nichts Böses tut und darauf gut aufpasst. Don’t be evil. Und selbstverständlich möchte ich nichts anderes behaupten. Dennoch fallen mir in diesem Zusammenhang nur zwei denkbare Szenarien ein.
Im letzteren Fall ist dies tendenziell negativ, da eben die Eigenheiten und Problematiken nicht bekannt sind bzw. man sich hierbei ausschließlich auf die Beschreibungen anderer Menschen verlassen muss. Die ist zwar auch bei anderer Software die Regel führt jedoch eben auch dort häufig zu schlechter Software. (Es gibt schon gute Gründe, dass z. B. Apple seine Mitarbeitenden zwingt, (ausschließlich) die eigenen Produkte zu nutzen.)
Und im Fall der ersten Variante besteht zwar potenziell deutlich mehr Erfahrung und Verständnis für Arbeitsweise und dabei möglicherweise auftretende Probleme. Auf der anderen Seite ist es jedoch auch (mehr oder minder direkt) eine Mitbewerber*in.
Ich bin wie eingangs erwähnt selbst ermächtigte Stelle. Würdest Du mir alle Deine Kundendaten zur Aufbewahrung und Verwaltung anvertrauen, diese ausschließlich in meiner Obhut lagern, ohne die (direkte) Möglichkeit einer eigenen Kopie und mich dafür auch noch bezahlen, wenn ich Dir versichere, dass ich mit den Daten selbstverständlich nichts Böses tun werde? Updates und Veränderungen an der eingesetzten Technik mache ich im Hintergrund, ohne Dein Zutun, ohne Deine Information und selbstverständlich auch ohne die Möglichkeit für Dich, dass Du hierbei in irgendeiner Form eingreifen kannst. Im Gegenzug erzähle ich Dir aber nichts über meine verwendete Technik und nicht einmal meine Datenbankstruktur, weil ich Dir nicht vertraue aus Sicherheitsgründen. Deal? ;-)
Richard Stallmann schrieb bereits in 2010 seinen Text Wem dient dieser Server wirklich? bzw. Who does that server really serve im englischen Original.
Ja, Saas ist in den letzten Jahren (leider) immer mehr Standard geworden, Stallmann in seinen Sichtweisen wirkt auf die ein oder andere vielleicht extrem und zum Teil wird es dabei vielleicht auch etwas philosophisch. Recht hat Stallmann dennoch. Oder um es mit anderen Worten zu sagen:
There is no cloud. It’s just someone else’s computer!
Nein, ich möchte nicht sagen, dass Software-as-a-Service oder sogar die Anbieter grundsätzlich schlecht / böse sind. Dennoch bin ich der Meinung, dass man als zahlende Kund*in die Wahl haben muss, ob man einem Unternehmen alle (Kunden)Daten anvertrauen und die gesamte Verantwortung überlassen möchte oder man dies lieber selbst verwaltet.
Sehr vielen Menschen ist ihre Autonomie (nachvollziehbarerweise) sehr wichtig. Sie möchten die Kontrolle über ihr Leben und die Verantwortung für Selbiges selbst in der Hand haben.
Ist es da nicht ein Widerspruch, wenn man im beruflichen Umfeld und trotz eigenem Unternehmens die vollständige Kontrolle über die eigenen Daten abgeben muss, ob man will oder nicht?
Besonders interessant wird es natürlich, wenn der Anbieter dann auch (zwangsweise) die Kommunikationswege mit den eigenen Kund*innen übernimmt, hierbei aber Probleme hat oder Unternehmen wie Google die eigenen E-Mails (immer mal wieder) als Spam / Pishing einstufen, sich der Anbieter dies aber nicht erklären kann. (Also der Anbieter, der sich dafür bezahlen lässt, das jonglieren zu übernehmen, es aber immer wieder den zahlenden Kund*innen überlässt, Fehler festzustellen und die Ursachen dafür zu suchen, während alles auf Systemen des Anbieters unter Verschluss gehalten wird…)
Wenn ich Dinge kritisiere, wird mir häufig gesagt, dass ich es doch besser machen solle, wenn ich es besser kann. Und daher habe ich genau dies getan. ;-)
Ich habe eine eigene Kursverwaltungssoftware geschrieben, weil ich sie brauche. Und weil ich denke, dass auch andere Menschen davon profitieren sollten und gleichzeitig nicht der Meinung bin, dass ich alles besser kann, habe ich sie von Anfang an als Open-Source-Software unter der AGPLv3 geschrieben. Update: Die Lizenz wurde (vor Veröffentlichung der ersten beta-Version) auf die EUPL v1.2 geändert. Gründe hierfür sind, dass diese die gleichen Voraussetzungen schafft, jedoch auf EU-Recht ausgelegt ist und somit mehr Rechtssicherheit schafft. Eine Ausführung dazu gibt es natürlich in einem extra Blog Beitrag.
Dies eröffnet die Möglichkeit, dass jede*r sich den Code und die Funktionsweise anschauen, prüfen und weiterentwickeln kann. Und auch wenn es selbstverständlich (theoretisch) möglich wäre, diese Software als SaaS anzubieten, möchte ich dies (aus verschiedenen Gründen) nicht tun.
Mein Plan ist eher, dass jede*r sich diese Software auf eigenen Servern installieren kann und auch für technisch wenig bis nicht versierte Menschen die Installation so einfach und gut beschrieben wird, dass diese sie selbst durchführen können.
Und auch für die Menschen, die dies nicht können oder wollen, schwebt mir ein Konzept vor, wie diese sich die Software installieren lassen können und dadurch die Datenhoheit und Kontrolle behalten, ohne sich dabei (dauerhaft) auf fremde Unternehmen verlassen zu müssen.
Oder wie Clay Shirky es ausdrückte: Love, Internet Style
Der Name für diese Kursverwaltung ist couservio, wie man sich bei diesem Blog vermutlich bereits denken konnte.
Nein, sicher (noch) nicht.
HiOrg-Server hatte seinen Anfang in 2002, der Changelog von LEO Version 4 geht zurück bis 2006 und Semplan gibt es seit mind. Anfang 2013. Somit haben diese Anbieter (mindestens) 10 Jahre und eine Menge finanzieller Möglichkeiten Vorsprung. (Traurig, dass diese Software dabei zumeist auch noch aussieht wie vor 10 Jahren…)
An courservio arbeite ich seit einigen Monaten teilweise mit zeitlichen Lücken aus verschiedenen Gründen.
Viele Funktionen stehen noch auf der To-do und werden erst in den nächsten Wochen und Monaten umgesetzt werden. An einige Funktionen habe ich vielleicht noch nicht einmal gedacht. Aber bereits jetzt sind Funktionen wie eine Umkreissuche nach Eingabe von Postleitzahl oder Ort ebenso selbstverständlich wie ein responsive design, um es auf allen Bildschirmgrößen vernünftig (nutzbar) anzuzeigen.
Außerdem bietet die AGPLv3 Lizenz die (theoretische) Möglichkeit, dass jeder sich die Software nehmen und fehlende Funktionen einfach selbst einbauen und nutzen kann. Wahlweise könnte man andere Entwicklerinnen dafür bezahlen, dies zu tun. Letzteres ist jedoch recht unwahrscheinlich. ;-)
Der Plan ist, courservio zu einer Kursverwaltung zu machen, die obige Kritik und auch viele andere Kritikpunkte an den bestehenden Produkten löst. Und weil ich mir im Klaren bin, dass ich dies schwerlich alleine tun kann, benötige ich Dich bzw. Euch. Ich brauche Meinungen, Kritik und (Funktions)Vorschläge, damit wir gemeinsam courservio zu dem machen können, was eine Kursverwaltung im 21. Jahrhundert sein kann.
Ich glaube, dass in der Gemeinschaft viel erreicht werden kann und offene Kommunikation der Anfang und die Grundlage hierfür ist.
Daher habe ich unter forum.courservio.de ein Forum eingerichtet, über welches zukünftig möglichst viel rund um courservio laufen soll.
Ein offizieller Start der public Beta ist für den 14.02.2023 (I Love Free Software Day) geplant.
Bis dahin brauche ich eure Meinung, was unbedingt zum Start enthalten sein muss. Und danach brauche ich um so mehr eure Meinung, Kritik und Vorschläge, was funktioniert, was geändert werden muss und was es zusätzlich braucht.
Die Gretchenfrage… Zu Beginn? Nichts! Und später? Auch nicht!
courservio ist freie Software und wird auch zukünftig freie Software bleiben. Über Geld für Support und ähnliche Dinge können wir sprechen, wenn es dieser auch wert ist.
Aber bis dahin haben wir gemeinsam noch einen weiten Weg zu gehen.
courservio existiert nicht, weil ich damit Geld verdienen möchte, sondern weil ich der Überzeugung bin, dass es eine gute Kursverwaltung für Erste-Hilfe-Kurse braucht. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, wie es für mich die Erste-Hilfe-Ausbildung selbst ist.
Vollkommen egal. Komm ins Forum kommentiere, diskutiere, stelle Fragen, mache Vorschläge, kritisiere und tritt mir in den Hintern, wenn Du das Gefühl hast, dass ich mehr verspreche als ich dann wirklich halte.
Auch dann bist Du ebenso herzlich willkommen, Dich im Forum zu registrieren, courservio zu testen und eben so zu kommentieren, diskutieren, Fragen zu stellen und Vorschläge zu machen. An einer guten Lösung haben zumeist Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Sichtweisen mitgearbeitet. Denn auch Du kannst dazu beitragen, auf Dinge hinzuweisen, die andere Menschen vielleicht nicht sehen.
Sicher werden Dir viele Gedanken und vielleicht auch Fragen durch den Kopf gehen. Das ist super und das Forum der perfekte Ort dafür!
Dennoch möchte ich auf einige (mögliche) Fragen hier kurz eingehen, auch wenn es später sicher eine ausführliche FAQ geben wird.
Aus dem gleichen Grund, aus dem Du dies bei jeder anderen Software weißt. Grundsätzlich gar nicht. Zufällig SemQ Kund*in gewesen? ;-) (basierte übrigens auf Semplan und war noch unverschämter teurer; offensichtlich zu teuer, bei zu wenig Leistung)
Ich schreibe courservio, weil ich es brauche und es mir eine Herzensangelegenheit ist. Daher habe ich nicht vor, dies in (naher) Zukunft wieder einzustellen. Und da ich keine (direkten) Gewinnerzielungsabsichten habe, besteht auch nicht die Gefahr, dass es eingestellt wird, weil es nicht wirtschaftlich sein sollte.
Aber selbst wenn ich irgendwann und gleich aus welchem Grund aus dem Projekt ausscheiden sollte, wäre courservio weiterhin freie Software und jede*r könnte es weiterführen und weiterentwickeln. Es gibt unzählige Beispiele aus der Open Source Welt, in denen dies passiert ist.
Lasst uns also gemeinsam dafür sorgen, courservio so großartig zu machen, dass auch ohne mein Zutun andere Menschen ein Interesse daran hätten, das Projekt weiterzuführen!
Nein, alle Kursformate sind frei anlegbar. Es ist also auch problemlos möglich, z. B. Brandschutz-Kurse anzulegen oder courservio ohne eigene Ermächtigung zu nutzen.
Aber Schwerpunkt sind (initial) die Bedürfnisse von ermächtigten Stellen. Eine Hundeschule, eine Sprachschule oder andere Kursformate hätten vermutlich andere Ansprüche und Schwerpunkte.
Genau dasselbe wie wenn sich (hoffentlich viele) Menschen registrieren. Ich werde die erste public beta Version veröffentlichen. Nur würde dann niemand über das Forum hierüber informiert werden.
Außerdem würde mir Feedback fehlen, welche Funktionen zum Start unbedingt enthalten sein müssen und ich würde diese (bis dahin) vielleicht nicht eingebaut haben.
courservio ist ein Angebot, weil ich der ehrlichen Überzeugung bin, dass wir gemeinsam etwas Großartiges schaffen können. Die für das Forum verwendete Software Discourse ist im Übrigen ein (weiterer) Beweis dafür, dass es gemeinsam funktionieren kann, da es auf dem gleichen Ansatz fußt.
Wenn courservio nur einen einzigen Menschen interessiert, ist dies ein verdammt guter Grund weiterzumachen. Und mich interessiert es wahnsinnig. Daher muss ich quasi zwangsweise weitermachen.
Was denkst Du, wie viel mehr Motivation es da sein wird, wenn Du Dich im Forum registrierst, Deine Freund*innen / Kolleg*innen / Mitarbeiter*innen es Dir gleichtun und wir gemeinsam darüber diskutieren, was noch fehlt und wie es noch besser werden kann? ;-)
Wenn Du etwas zu diesem Beitrag sagen möchtest, kannst Du es im Übrigen direkt hierunter tun. And guess what? Die Kommentarfunktion funktioniert über Beitrage im Forum.